2016/03/25

keine guten Nachrichten

Heute hab ich den lang gefuerchteten Anruf bekommen. Meine Schwester hat mir gesagt das meine Golisch Oma verstorben ist. 
Sie ist am vierten Januar 1925 auf die Welt gekommen und am 25ten Maerz 2016 gestorben.
Sie war die beste Oma die man haben konnte.


Sie hat uns immer gleich behandelt. Selbst wenn ich die kleine Maedchen Karte spielen wollte, hat sie immer gesagt, das das nicht zieht bei Ihr. 
Sie hat mich zu den Pferden gefahren, obwohl sie Angst hatte vor den Pferden. Sie wurde mal boese getreten von einem als sie selbst noch ein Maedchen war. 
Sie ist zum Ende des Krieges von Kattowitz nach Bayern vor den Russen gefluechtet. Sie hatten damals nichts als ihre Klamotten auf dem Leib. Sie wurden damals als sie in Nuernberg ankamen, von den Einheimischen mit Steinen beworfen, weil niemand die Fluechtlinge wollte. Aber sie war stark und hatte am 15ten August 1945 meine Mama bekommen. Dannach labten sie ueber 10 Jahre im Lager. Hatten fast nichts zu Essen und halfen die Stadt wieder aufzubauen.  
Meine Oma bekam eine Decke fuer den Saeugling und auf diese Decke stickte sie die Initialen von der Mama drauf. US 
fuer Ursula Schwaiger. 
Als sie mit dem Kinderwagen unterwegs war, und manche US Amerikaner schauten in den Kinderwagen, und sahen dann die Initialen US, dachten diese das das ein US Kind ist und gaben meiner Oma Schokolade oder Geld, oder andere Sachen. Nicht viel aber sie konnte so Sachen kaufen oder eintauschen die sie damals brauchten. 
Ich glaube 1956 bekamen sie dann endlich eine Wohnung. In dieser lebte sie bis zum Schluss.
Sie war bestimmt nicht einfach, aber sie war gerecht und ehrlich. 
Manchmal aweng zu ehrlich. Letztes Jahr als wir in Deutschland waren und ich sie abholte, sagte sie: Madla bist aber fett geworden. Ja danke Oma, ich freu mich auch Dich zu sehen, und ja ich weiss, ich habe etwas zugenommen. 
Ich war ihr deswegen net Boese, denn sie hatte ja Recht. 
Sie war auch die Einzige die mir, nachdem wir auswanderten immer wieder Briefe schrieb. Und immer gesagt hat, das Gerhard und ich, wir muessen zusammen halten. 
Sie fehlt mir so. 
Sie hat mir auch die Lehrstelle beim Fleischwaren Braun, mehr oder minder besorgt. Denn die Filiale bei Ihr hatte ein Plakat im Fenster. 
Sie hat meinen Sohn und meine Schwester  an den Nachmittagen versorgt, und mir zu meiner Arbeit gebracht, wenn ich Feierabend hatte. 
Man konnte sich auf die Golisch Oma verlassen, und sie hatte ein wirkliches Gespuer fuer Menschen. Ein Altersheim kaeme nie fuer sie in Frage, denn sie wollte nicht inmitten alten Leuten sitzen die nur ueber ihre Wehwehchen sprachen.
Sie war jeden Tag im Franken Center. Sie hat immer gesagt, daheim sterben die Leut, da muss sie raus.
Die Nordsee im Franken Center war Ihr Anlaufpunkt. 
Und als letztes Jahr die Schmerzen kamen und sie das Haus alleine nimmer verlassen konnte, war das schon ein harter Schlag fuer sie, und das hat sie schon mitgenommen.
Sie wollte immer raus, und nun schwebt sie frei ueber den Wolken und wacht ueber uns.
Ich muss mich auch bei meinem Schwager Frank bedanken. denn er hat die Oma seit letztem Jahr gepflegt. 
Er ist jeden Tag rueber gefahren und hat den Vormittag mit ihr verbracht. Hat alles gemacht. Er hat meinen ganzen Respekt. 
Maria Golisch Du warst eine ganz besondere Frau. Das was DU bei der Flucht damals mitgemacht hast, kann sich hier keiner mehr vorstellen. Du hast Deutschland mit aufgebaut. Deine Arbeitskraft hast Du gegeben. Du hast soviel miterlebt, Aenderungen in der Technik, Autos, Radio und Fernsehen. Intrigen,Krieg, Flucht,  Niederschlaege, Krankheiten, hast Deiner Nachbarin geholfen ueber Jahre hinweg. Hast Deine Mutter gepflegt, Deine Enkel und Urenkel versorgt, bis zum Schluss auch immer an die anderen gedacht. Du bist unser Superheld!! Und ich weiss das Du im Himmel erst mal alle zurecht stutzt, und dann geht es seinem gewohnten Gang. 
Ich weiss etz net wen ich Samstags nun anrufen soll. Du fehlst mir sehr, aber in meinem Herzen lebst Du weiter und wenn ich in den Himmel komm, sag mir bitte nicht wieder das ich fett geworden bin. 
Du hast mir sehr viel gelernt und gegeben, danke das ich Dich 45 Jahre begleiten durfte.
wenn wir gefahren sind, hat sie immer zum Fenster runter geschaut, ob Winter oder Sommer, und immer gelaechelt. das ist das letzte Bild was ich von ihr gemacht habe, letzten Sommer 


Ich moechte hier auch an alle appelieren, egal was in der Vergangenheit mal passiert ist, redet wieder mit Euren Muettern, Vaetern, Omas, Bruder und Schwestern, denn wenn der eine gegangen ist, kann man nicht mehr miteinander reden.